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Hier finden Sie eine Auswahl von Photomotiven und Texten. Die Bilder können Sie digital in druckbarer Qualität bestellen (kostenlos für die Presse) unter: |
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Bitte nennen Sie hierfür die Photonummer.
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Nr. 01 Judith Haman: Mittwegs auf unseres Lebens Reise |
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StraßenBeSchreibung auf der Schimmelmannstraße |
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Detailansicht der Arbeit 'Mittwegs auf unseres Lebens Reise' auf der Schimmelmannstraße in Wandsbek. Die auf dem Asphalt gesprayten Kreidefiguren sind die Umrisse von 161 beteiligten AnwohnerInnen, PassantInnen und SchülerInnen. Sie erinnern an frühe Radierungen, die zynisch die 'optimale Auslastung' eines Sklavenschiffes abbildeten: die Gefangenen wurden im Cargoraum Körper an Körper zusammegepfercht nach Übersee transportiert. Viele starben unterwegs und wurden ins Meer geworfen. Photo: Stilla Seis
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Nr. 02 Judith Haman: Mittwegs auf unseres Lebens Reise |
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StraßenBeSchreibung auf der Schimmelmannstraße; |
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Photo: Stilla Seis |
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Heinrich Carl Schimmelmann, in Wandsbek amtlich zur 'Heimatfigur' stilisiert, wurde 2006 eine neue, ehrende Büste in Stadtteilmitte gewidmet. |
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Einerseits steht er für die skandalöse Praxis des Sklavenhandels und ein florierendes, imperial befestigtes Ertragssystem, das noch weiteren, teils nur noch als Namen existenten lokalen Handelsunternehmen von ehemals internationaler Reichweite großen Wohlstand bescherte. Andererseits bringt der unreflektierte bis mythisch überhöhende Umgang mit seiner Person im aktuellen gesellschaftlichen und politischen Leben eine nicht minder skandalöse Überblendung jener menschenverachtenden Prämissen und Manifestationen kolonialer Wirklichkeit zur Anschauung. Dieses verharmlosende und einseitige Geschichtsverständnis aufzubrechen, ist Ausgangspunkt der dekonst-ruierenden, neu kontextualisierenden künstlerischen Eingriffe und Kartierungen. |
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Eine optimale Auslastung war bei der Beladung von Schiffen, mit denen Sklaven transportiert wurden, oberste Prämisse. Auf diesen Schiffen wurden mit eigens dafür entwickelten 'Regelsystemen' Hunderte von Menschen zusammengepfercht. Historische Drucke haben die Muster überliefert, nach denen die Körper von Frauen, Männern, Kindern auf den Decks anzuordnen waren. Auf engstem Cargoraum wie ausgerissene Blütenblätter aneinander gereiht, verdichten sich die Silhouetten der Verschleppten in den alten Stichen zu Ornamenten der Gewalt: Die präzise, für die Betroffenen potenziell tödliche Verteilung im exakt abgesteckten Areal kristallisiert das menschenverachtende Kalkül des Sklavenhandels. |
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Die Hamburger Künstlerin Judith Haman hat diese bildliche Formel des Entsetzens als StraßenBeSchreibung unter dem Titel: Mittwegs auf unseres Lebens Reise (Dantes Göttlicher Komödie, Die Hölle, Erster Gesang, entlehnt) auf die Schimmelmannstraße in Wandsbek transponiert. Die eintägig für den Verkehr gesperrte Straße war Untergrund einer 'zum Leben erweckten' Anordnung im Stil der schematisch fixierten Staurichtlinien für die Beladung von Sklavenschiffen. Die leibhaftigen Umrisse teilnehmender Personen wurden mit Kreidestaub auf den Asphalt gesprüht: ein virtuelles Schiff konstituierend, das eindringlich an die Vielen gemahnte, die auf dem Weg der Sklaventransporte ihre Wurzeln, ihren Namen, ihre Identität, ihre Würde und oft auch ihr Leben verloren. |
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Text aus: Belinda Grace Gardner: Ornamente der Gewalt. Dem (Ge-)Denken Raum geben: Freilegung kolonialer Nachbilder durch künstlerische Zeichensetzung im öffentlichen Terrain, In: Jokinen und Gordon Uhlmann (Hg.): wandsbektransformance - die Gegenwart des Kolonialen. Kunst und Kartierung im Stadtraum Hamburg, Dölling und Galitz Verlag, Hamburg 2008 |
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Nr. 03 Judith Haman: Auf Augenhöhe mit Schimmelmann |
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Installation um das Schimmelmann-Denkmal herum |
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Photo: Jokinen |
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Nr. 04 Jokinen, Gordon Uhlmann: projection posthum: Himmel über Wandsbek - Guinea - St. Croix |
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Projektion an der Wand des Schimmelmann-Mausoleums |
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und Lesung; Photo: Stilla Seis |
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In dem monumentalen Prachtgrab im Zentrum Wandsbeks, ausgestattet mit tonnenschweren schwarzen Marmorsarkophagen, liegen unter dem Steinboden bestattet Heinrich Carl Schimmelmann, der Hamburger und Wandsbeker Kaufmann, dänische Schatzmeister und transatlantische Sklavenhändler, und seine Frau Caroline Tugendreich. |
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Schimmelmann, durch den Menschenhandel zu einem der reichsten Männer Europas geworden, leistete sich einen auf ästhetische Finesse und repräsentativen Luxus bedachten Lebensstil: die teuerste Kleidung, die exklusivsten Interieurs für seine Schlösser, rauschende Feste und öffentlichkeitswirksame Inszenierungen seines Selbst. Für sein posthumes Leben und seinen Nachruhm traf er zu Lebzeiten detaillierte Testamentsverfügungen und beauftragte ab 1769 berühmte Baumeister und Bildhauer, aufwendige Entwürfe für sein Mausoleum zu fertigen. Schimmelmanns Erben ließen 1791 /92 von den Architekten Carl Gottlob Horn und Giovanni Antonio Antolini das Mausoleum als sein Denkmal in Wandsbeks Mitte errichten. |
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Während Schimmelmann sich feierte und heute noch feiern lässt, wurden die Gesichter und Identitäten seiner Sklaven ins Vergessen gerückt. Mit projection posthum: Himmel über Wandsbek - Guinea - St. Croix wird an ihr Leben, ihre Identität, ihr Opfer erinnert. |
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Auf der Grundlage von Schimmelmanns Frachtpapieren, Inventarlisten, Buchhaltungsunterlagen, Geschäftskorrespondenzen und Ergebnissen der Forschungsliteratur dokumentiert Gordon Uhlmann Namen und biografische Spuren von Menschen, die Schimmelmann zu Sklaven machte und denen er ihre eigenen Namen raubte. |
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In Jokinens Projektion an der Mausoleumswand steigen die Namen der Zerschundenen und Vergessenen wie Mantren in den Himmel. Gordon Uhlmann liest aus den historischen und literarischen Quellen. |
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Text aus: Jokinen und Gordon Uhlmann (Hg.): wandsbektransformance - die Gegenwart des Kolonialen. Kunst und Kartierung im Stadtraum Hamburg, Dölling und Galitz Verlag, Hamburg 2008 |
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Nr. 05 Jokinen: Wißmannklappe |
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Installation auf der Schimmelmannstraße/Ecke Dominikweg; |
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Photo: Stilla Seis |
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Nr. 06 Jokinen: Wißmannstraße, vorübergehend |
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Beteiligungsorientierte Installation am Straßenmast der |
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Wißmannstraße; Photo: Stilla Seis
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Nr. 07 Jokinen: Wißmannstraße, vorübergehend |
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Beteiligungsorientierte Installation am Straßenmast der Wißmannstraße; Photo: Stilla Seis
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Zwei denkwürdige Ereignisse jähren sich |
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1908 - heute vor 100 Jahren - wurde das Wißmann-Kolonialdenkmal in Berlin erstmals der staunenden Öffentlichkeit präsentiert - kurz bevor es nach Daressalam in die Kolonie 'Deutsch-Ostafrika' verschifft und dort aufgestellt wurde. |
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1968 - heute vor 40 Jahren - stürzten die Studenten dieses Denkmal. "Wißmann wackelte. Beim zweiten Hau ruck kippte er kopfüber vom Sockel. Sein Tropenhelm bohrte sich in den braunen Rasen. Der Askari blickte in einen Himmel, der jetzt von Wißmann befreit war." (Roman 'Heißer Sommer' von Uwe Timm) |
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In ihrer Intervention afrika-hamburg.de 2004/05 hat die bildende Künstlerin Jokinen das umstrittene und ramponierte koloniale Wißmann-Denkmal aus dem Keller geholt und als Debattenmahnmal am Hafen aufgestellt. Im Rahmen von wandsbektransformance greift sie nun das Gedenken an die Kolonialfigur Wißmann erneut auf. www.afrika-hamburg.de |
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Wißmann wird in Deutschland gleich zwanzig Mal mit nach ihm benannten Straßen gewürdigt. Jokinen präsentiert in Wandsbek-Marienthal die beteiligende Intervention Wißmannstraße, vorübergehend und lädt nun in der wandsbektransformance-Ausstellung zu einem Diskussionsforum über koloniale Straßennamen ein. |
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Ihre 2007 entwickelte mobile Installation Wißmannklappe übernimmt die Funktion einer 'anonymen' Abgabe- und Sammelstelle für Bilder und Botschaften, Skizzen und Fundstücke, für Poesie und Zeichnungen, Texte und Visionen zum (Post)Kolonialen. Wie ein Schrein ist die Klappe ein Ort des Gebrauchs und der Imagination. Die in Wandsbek gesammelten Objekte werden in der wandsbektransformance-Ausstellung präsentiert, wo die Wißmannklappe für weitere Hinterlassenschaften bereit steht. |
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Klappe auf, hineinwerfen, Klappe zu. |
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Nr. 08 Ilka Vogler: remember | erinnern |
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Textinstallation auf der Schimmelmannallee; Photo: Ilka Vogler |
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Es ist der 15. September 2007. Ein kalter, windiger Tag. ... Zug um Zug trägt die Künstlerin, in eine warme Daunenweste gehüllt, mit dickem Pinsel und weißer Acryllackfarbe die Worte 'remember' und 'erinnern' auf die gespannte Lackbahn. Eine Niederschrift auf alarmierend glänzender Folie über wachsendem Grün. ... Frisch gemähtes Gras weht auf die noch nassen Schriftzüge. Die Anwohner der Einfamilienhäuser lassen sich fast nicht blicken, einige Kinder kommen. Ein Mädchen meint, ihre Mama habe gesagt, das sehe aus wie eine 'Blutstraße'. Gardinen schieben sich auseinander. Nun kommen vereinzelt Nachbarn, wohl auf dem Weg zum Einkauf. Sie treten direkt auf die Schreibende zu, sprechen sie freundlich an. Sie 'wissen schon': 'der Schimmelmann', die Straßenbenennung, die Geschichte des Viertels, die Sache mit dem Sklavenhandel. Keine gute Geschichte. |
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Text: Gordon Uhlmann, In: Jokinen und Gordon Uhlmann (Hg.): wandsbektransformance - die Gegenwart des Kolonialen. Kunst und Kartierung im Stadtraum Hamburg, Dölling und Galitz Verlag, Hamburg 2008 |
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Nr. 09 Claudia Behling: Einschnitte |
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Performance auf der Schimmelmannstraße; Photo: Stilla Seis
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Nr. 10 Claudia Behling: Einschnitte |
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Performance auf der Schimmelmannstraße; |
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Photo: Stilla Seis
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Die Künstlerin Claudia Behling streut in ihrer Performance Einschnitte eine Zucker- und Kaffeespur entlang der Schimmelmannstraße. Der Zucker glänzt, der feine braune Kaffee verströmt einen intensiven Duft. |
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Was zur Tageszeit des gemütlichen 'Kaffeetrinkens' in den Reihenhäusern der Schimmelmannstraße auf den Tisch kommt, verbindet sich nun mit Schmutz und Erdreich. Die Künstlerin wirft uns Stoffe unseres täglichen Genusses vor die Füße. Stoffe, die uns lieb und teuer oder ?recht und billig' sind. Die Künstlerin streut Fragen und Assoziationen, fragt nach dem historischen Bodensatz unseres Lebensstils und seinen Voraussetzungen. |
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Text aus: Jokinen und Gordon Uhlmann (Hg.): wandsbektransformance - die Gegenwart des Kolonialen. Kunst und Kartierung im Stadtraum Hamburg, Dölling und Galitz Verlag, Hamburg 2008
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Nr. 11 Joe Sam-Essandoh, Mark Slavin, Matvey Slavin: |
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Passage Schnürung Masken |
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Installation auf der Schimmelmannstraße; Photo: Stilla Seis |
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Den 'Gesichtslosen' ein Gesicht geben: Darum geht es im Installationsparcours Passage - Schnürung - Masken. |
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Auf der Schimmelmannstraße umwickeln die Künstlerbrüder Mark und Matvey Slavin aus St. Petersburg eine Baumreihe mit Folie und schnüren Schiffstaue wie Fesseln um die Stämme. Darüber befestigt der ghanaische Künstler Joe Sam-Essandoh afrikanische Masken, zum Leben erweckte Assemblagen aus verworfenen Materialien. |
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Straßenbäume, Inventarstücke des Verkehrsraums, werden hier zu Skulpturen - kräftige Körper, glänzend zugerichtet, wie Eigentum verpackt: Ersticktes Leben. Mythische Masken wachen über unsere Erinnerung. Ein theatralischer Raum für das Drama des Waren-Lebens in der Stadt des Welthandels. |
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Nr. 12 Joe Sam-Essandoh |
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In seiner Heimat Ghana steht der Künstler Joe Sam-Essandoh in einem Bogen mit der Aufschrift 'Last Bath' in der Nähe einer der zahlreichen Sklavenburgen an der afrikanischen 'Goldküste'. Hier mussten die Gefangenen durch, um sich in einem Fluß zu reinigen, bevor sie von den Sklavenschiffen aufgenommen wurden, die sie auf die Plantagen der weißen Europäer in Übersee brachten. Der Wandsbeker Großkaufmann, dänische Schatzmeister und einer der größten Sklavenhändler, Heinrich Carl von Schimmelmann, hat sein immenses Vermögen im transatlantischen Dreieckshandel angehäuft: Export von Kattuntuch und Waffen nach Afrika, dort gegen Sklaven getauscht, die in die Karibik verschifft wurden. Von seinen Plantagen kam dann Zucker und Baumwolle wieder nach Wandsbek und Dänemark. |
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Photo: Ekow Sam-Essandoh
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Nr. 13 Gordon Uhlmann: WandsbekWorldWhite |
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Postkoloniale Heimatkunde und Mythenbeschau |
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Ansicht von der 'rituellen Begehung'. Das Bild zeigt die 2006 am Wandsbek-Markt errichtete Büste des Wandsbeker Großkaufmanns, dänischen Schatzmeisters und transatlantischen Sklavenhändlers Heinrich Carl von Schimmelmann, symbolisch und ironisch gewickelt in eine 'weiße Weste' aus Baumwolltuch - in den Maßen des Stauraums für Sklaven auf Schimmelmanns Schiffen im Dreieckshandel. Photo: Stilla Seis
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Nr. 14 Gordon Uhlmann: Arithmetik Sklaven Handel ++++++++ |
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StraßenBeSchreibung auf der Schimmelmannstraße; |
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Photo: Stilla Seis
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Nr. 15 Welche Farbe hat die Angst? |
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StraßenBeSchreibung | Schulprojekt auf dem Schimmelmannstieg. Die Figur zeigt einen Sklaven. |
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Photo: Helga Korte
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Nr. 16 Welche Farbe hat die Angst? |
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StraßenBeSchreibung | Schulprojekt auf dem |
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Schimmelmannstieg; Photo: Helga Korte |
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Eine Schülerin zeichnet ein Sklavenschiff.
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