wandsbektransformance-Ausstellung | Veranstaltungsprogramm

Montag 03.03.08 18.30 Uhr

Ausstellungseröffnung

Begrüßung:

Antje Mittelberg, Kulturbehörde Hamburg

Claus Mewes, Kunsthaus Hamburg

Einführung:

Jokinen, Künstlerin

Belinda Grace Gardner, Kunstkritikerin, Kuratorin

Ort: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15

Dienstag 04.03.08 19 Uhr

Sankofa Film

USA/D/Ghana/Burkina Faso 1993, Regie: Haile Gerima, 125 min., OmU

Elmina, eine jener an der Küste Ghanas gelegenen Festungen, wo einst die Sklaven gesammelt wurden, um sie dann nach Nordamerika und in die Karibik zu verschiffen, dient als Kulisse für Modeaufnahmen mit dem afroamerikanischen Fotomodell Mona.

In einem kühnen Zeitsprung blendet der Film kunstvoll in die Anfänge der afroamerikanischen Geschichte zurück - Mona findet sich wieder als Haussklavin Shola auf einer Zuckerrohr-Plantage Jamaikas. Hier gerät sie mitten hinein in die Vorbereitungen zu einem Aufstand gegen das unvorstellbar brutale Ausbeutungssystem der Sklavereiwirtschaft.

Ort: Metropolis-Kino, Dammtorstr. 30a

Mittwoch 05.03.08 18 Uhr

Christiane Wehr, Offene Kartierung

Karten und Kartierung aus postkolonialer Perspektive Vortrag Diskussion

Die Schatzkarte aus einem englischen Abenteuerroman des 19. Jahrhunderts lässt zwei topografische Lagen erkennen: sie zeigt die unwegsame Landschaft im geheimnisvollen afrikanischen Kukuanaland, ist aber auch als Diagramm eines weiblichen Körpers lesbar. Eine ?politische" Karte aus Japan stellt Russland als Monster dar, das Länder Europas und Asiens umschlingt. Was zeigen diese Karten und wie wirkt sich dies auf unsere Wahrnehmung der Welt aus? Solche und andere Kartenbeispiele werden am Vortragsabend gemeinsam betrachtet, erläutert und zur Diskussion gestellt. In den Blick genommen werden sowohl die Entstehungsprozesse beim Kartieren als auch die vielfältigen Lesarten von Karten, um zu verdeutlichen, welche Kategorien und Absichten in den jeweiligen Epochen verhandelt wurden und werden. Lassen sich über das Lesen kolonialer Karten Verbindungen zu heutigen Gesellschaften herstellen?

Ort: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15

Christiane Wehr, Studium Freie Kunst an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Studium der Philosophie, Linguistik, Gender und Queer Theorie an der Universität Hamburg. Mitglied der Gruppe Offene Kartierung. Lebt mir zwei Kaninchen in Hamburg.

Donnerstag 06.03.08 17 Uhr

Sankofa Film

USA/D/Ghana/Burkina Faso 1993, Regie: Haile Gerima, 125 min., OmU

Elmina, eine jener an der Küste Ghanas gelegenen Festungen, wo einst die Sklaven gesammelt wurden, um sie dann nach Nordamerika und in die Karibik zu verschiffen, dient als Kulisse für Modeaufnahmen mit dem afroamerikanischen Fotomodell Mona.

In einem kühnen Zeitsprung blendet der Film kunstvoll in die Anfänge der afroamerikanischen Geschichte zurück - Mona findet sich wieder als Haussklavin Shola auf einer Zuckerrohr-Plantage Jamaikas. Hier gerät sie mitten hinein in die Vorbereitungen zu einem Aufstand gegen das unvorstellbar brutale Ausbeutungssystem der Sklavereiwirtschaft.

Ort: Metropolis-Kino, Dammtorstr. 30a

Freitag 07.03.08 18.30 Uhr

Dr. Joachim Zeller, Historiker

Dekolonisation des öffentlichen Raums.

(Post-)Koloniale Erinnerungskultur in Deutschland Vortrag Diskussion

Wer sich auf eine koloniale Spurensuche in deutschen Städten begibt, der findet noch manches Denkmal, das an die imperiale Überseeherrschaft Deutschlands erinnert. Einst waren die Kolonialdenkmäler "verdienten Kolonialpionieren" oder den in den Kolonialkriegen gefallenen "Schutztruppensoldaten" gewidmet. Die Monumente erschöpften sich nicht in ihrer Funktion als Totenmale, sondern dienten vor allem auch der kolonialpolitischen Gedächtnislenkung.

In unserem "postkolonialen Zeitalter" scheinen die wenigen noch erhaltenen Kolonialdenkmäler ein unbeachtetes Dasein zu fristen. Schaut man aber genauer hin, wird deutlich, dass in den vergangenen Jahren viele der in zentraler Lage stehenden Monumente Anlass für zum Teil heftige Debatten in der Öffentlichkeit boten. Verschiedene Gruppierungen bemächtigten sich geradezu ihrer, um geschichtspolitisch in die Gesellschaft hineinzuwirken. Während eine ganze Reihe von Kolonialdenkmälern umgewidmet wurden, erhielt manche Straße mit einer kolonialen Bezeichnung im Zuge von Umbenennungsinitiativen einen neuen Namen.

Der Vortrag beschäftigt sich eingehend mit den einzelnen Gedenkinitiativen, die zu einer Dekolonisation des öffentlichen Raumes beitragen wollen.

Anhand aktueller Beispiele soll die postkoloniale Erinnerungskultur Deutschlands beleuchtet werden. Wie und von wem wird der öffentliche Raum genutzt, um die breite Öffentlichkeit mit der "Gegenwart der kolonialen Vergangenheit" zu konfrontieren? Kann von einer Dekolonisierung des öffentlichen Raumes gesprochen werden? Weiterhin soll die Frage diskutiert werden, ob das Medium Denkmal zur öffentlichen Bewusstseinsbildung in unserer heutigen Mediengesellschaft überhaupt noch tauglich ist.

Ort: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15

Dr. Joachim Zeller, Historiker, geb. in Swakopmund, Namibia, lebt in Berlin. Veröffentlichungen zur Kolonial-, Denkmal- und Fotogeschichte u.a.: Kolonialmetropole Berlin und Völkermord in Deutsch-Südwestafrika (beide als Mitherausgeber).

Sonntag, 09.03.08 15 Uhr

Wo be-finden wir uns?

Die KünstlerInnen führen durch die Ausstellung

Ort: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15

Montag, 10.03.08 17 Uhr

Die Liebe zum Imperium Film

D 1978, Regie: Peter Heller, 70 min.

Wirklichkeit und Legende der deutschen Kolonialgeschichte des heutigen Tansania.

Zwischen 1884 und 1907 wurde Ostafrika kolonisiert. Dr. Karl Peters (1856 - 1918) verkörpert im Film die 'Liebe zum Imperium' - das heißt zur deutschen Nation und zum deutschen Staat. Als Mitglied der 'Gesellschaft für Deutsche Kolonisation' erschloss er rücksichtslos afrikanisches Land zur Deckung des Rohstoffbedarfs der deutschen Industrie. Den AfrikanerInnen wurde die Kolonisierung als Kulturbotschaft verkündet.

In mehreren Widerstandskriegen unterlagen sie deutscher Militärübermacht. Kolonialismus schuf die Voraussetzungen der imperialistischen Weltanschauung, die später den Begriff der 'Unterentwicklung' eingeführt hat. Über 'Entwicklungshilfe' sichern sich ehemalige Kolonialmächte heute ihren Einfluss.

Im Vorprogramm: Hamburg - Westafrika. Spuren hanseatischer Kolonialgeschichte

Ort: Metropolis-Kino, Dammtorstr. 30a

Mittwoch 12.03.08 18 Uhr

Doppelveranstaltung:

Offene Kartierung

mapping_wandsbek_postkolonial Projektpräsentation

Offene Kartierung stellte sich im Rahmen von wandsbektransformance die Aufgabe, zusammen mit Teilnehmer_innen in drei thematischen Rundgängen koloniale Geschichte und (post)koloniale Gegenwart zueinander ins Verhältnis zu setzen. Die eigene, alternative Kartenerstellung wurde hierbei als Mittel für Wahrnehmung, Nutzung und Veränderung und für die Neu- bzw. Wiederaneignung des Stadtraumes eingesetzt. Anhand exemplarisch ausgewählter Orte und Plätze wurden individuelle und gemeinsame Karten mit Hilfe von GPS-Geräten (Global Positioning System) sowie mit Text und Bild erstellt. Das Hauptinteresse galt (post)kolonialen Kontinuitäten, die - hier in den Kategorien "Rasse", Weißsein, gender und Klasse - bis in die Gegenwart hinein wirksam geblieben sind. Ziel war, aus der Selbstverständlichkeit des "klassisch kolonialen", kartierenden, weißen und männlich konnotierten Forschersubjektes herauszutreten.

In der Diskussion gehen wir u.a. folgenden Fragestellungen nach:

- Inwiefern bzw. unter welchen Voraussetzungen kann die Nutzung von GPS gesellschaftskritisch oder subversiv sein?

- Wie kann die Abgrenzung gegenüber dem Fremden und Anderen bei der Kartierung (post)kolonialer Spuren und Kontinuitäten außer Kraft gesetzt werden?

Dokumentation: http://offene-kartierung.de/cgi-bin/wiki-osm.pl?MappingPostkolonial

Kontakt: osm(at)offene-kartierung.de

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Heiko Möhle, Historiker, Geograph, Eine Welt Netzwerk

Vom Stadtrundgang zum Stadtplan 'Hamburg postkolonial' Projektpräsentation

Den Blick auf lange Zeit verdrängte Spuren des Kolonialismus zu lenken, ist eines der Ziele von Stadtrundgängen und Hafenrundfahrten, die Hamburger Initiativen seit einigen Jahren im Rahmen der Aktion "Hamburg postkolonial" entwickelt haben. Damit wollen sie an öffentlich zugänglichen Orten zur Erinnerung, zum Nachdenken und zur Debatte anregen.

Im Frühjahr 2008 werden die Hafengruppe Hamburg und das Eine Welt Netzwerk Hamburg in Zusammenarbeit mit einem Berliner Verlag nun zunächst für die City und Altona einen Stadtplan "Hamburg postkolonial" vorlegen. Ein Stadtplan schafft einen virtuellen Raum, der sich als Navigationsinstrument anbietet, um Vergleiche mit der Realität anzustellen. Er soll es ermöglichen, Spuren der kolonialen Vergangenheit wie der postkolonialen Gegenwart aufzuspüren und in Bezug zur gesellschaftlichen Realität der Stadt zu setzen.

Heiko Möhle berichtet von seinen Erfahrungen mit der kolonialgeschichtlichen Spurensuche und stellt das Konzept des Stadtplans "Hamburg postkolonial" vor.

Ort: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15

www.ewnw.de/index.php/ewnw/hh_postkolonial/hafen_und_stadttouren

Heiko Möhle, Historiker, Geograph. Forschung, Ausstellung und Publikation zur deutschen und Hamburger Kolonialgeschichte. Geschäftsführer des Eine Welt Netzwerks Hamburg. Veröffentlichungen u.a.: Branntwein, Bibeln und Bananen. Hamburg und der deutsche Kolonialismus in Afrika - eine Spurensuche (1999), (mit S. Lewerenz, S. Heyn): Zwischen Völkerschau und Kolonialinstitut.- AfrikanerInnen im kolonialen Hamburg (2006).

Die Stadtrundgänge und Hafenrundfahrten werden angeboten von: Hafengruppe Hamburg und St. Pauli Archiv e.V. in Kooperation mit Werkstatt 3 e.V. und Eine Welt Netzwerk Hamburg e.V. Termine und weitere Informationen unter www.hafengruppe-hamburg.de, www.ewnw.de und unter www.st-pauli-archiv.de. Der Stadtplan 'Hamburg postkolonial' erscheint im Frühjahr 2008 im Verlag Pharus-Plan, Berlin. Redaktion: Susann Lewerenz und Heiko Möhle. Graphik: Erik Tuckow.

Donnerstag 13.03.08 18 Uhr

Jokinen; Gordon Uhlmann, Historiker

Blicke umkehren: Das Denkmalensemble des 'Afrika-Forschers' und

Kolonialgouverneurs Wissmann als postkoloniales Debatten-Mahnmal

im öffentlichen Raum Vortrag Diskussion

Das 2004/2005 von Jokinen präsentierte, beteiligungsorientierte Kunstprojekt afrika-hamburg.de (www.afrika-hamburg.de) beschäftigte sich mit der Geschichte und Symbolik des umstrittenen, wilhelminischen Kolonialmonuments Hermann von Wissmanns (1853-1905), das als Sockelfigur einen afrikanischen Askari-Soldaten zeigt, der zu seinem 'weißen Herrn' emporblickt. Das Denkmal hat eine bewegte Geschichte: es ist zwischen den Kontinenten gereist, mehrere Male gestürzt und immer wieder neu kontextualisiert worden. Bis 1968 stand es vor Hamburgs Universität, in Berlin ist es vor 100 Jahren erstmals aufgestellt worden.

afrika-hamburg.de dokumentiert sowohl kollektive Erinnerungsspuren und -lücken als auch fortwährende koloniale Mentalitäten. Zeitkritisch kehrt das Projekt den Blick um vom Beobachteten auf den Beobachtenden. Und es verknüpft den neu untersuchenden Blick auf den 'Afrika-Forscher' und Kolonialisten wie auf sein Denkmal mit der Sichtbarmachung aktueller Wahrnehmungen, der eröffneten Selbstvergewisserung und Einflussnahme der Rezipienten, die im Projektverlauf diskursive Spuren hinterlassen. Kunst vermag Blicke neu zu deuten, das Ephemere und Imaginative in den Mittelpunkt zu rücken, Irritation hervorzurufen an die Stelle von vermeintlicher Gewissheit.

In ihrem Vortrag gehen Jokinen und Gordon Uhlmann anhand der wechselnden Stationen und Funktionen des Wissmann-Denkmals seit 1908 auf das bewegt Bildhafte des kolonialen Monuments und seine möglichen und tatsächlichen Symbolikverschiebungen ein. Es geht dabei um künstlerische Methoden, die einen temporären, öffentlichen Raum und eine dialektische Situation für Dissens und Debatte herstellen. Die körperliche Erscheinungsform, die Figurativität der Kolonialdenkmäler dient als Impulsgeber für eine stadtweite Debatte, die zum eigentlichen Kunstgegenstand wird.

Ort: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15

Jokinen, Künstlerin, geb. in Helsinki, Finnland. Projekte und Ausstellungen in Deutschland und international, darunter afrika-hamburg.de (www.afrika-hamburg.de), Sehnsuchtsformeln, Hybridenmuseum; Kunst im öffentlichen Raum, partizipative Projekte; Publikation, Kuratorium.

Gordon Uhlmann, Kultur- und Sozialhistoriker, Ausstellungsmacher. Aktuelle Schwerpunkte Hafen-, Handels- und Kolonialgeschichte. Projekte: Krankenhausalltag seit den Zeiten der Cholera, Suche Arbeit - Brauche Zukunft,Standortbelichtung; Veröffentlichungen u. a.: Getanzte Freiheit (2002), KunstMensch (2003 mit Jokinen), ...auf die Straße geworfen (2005), Koloniale Spuren im Stadtraum (2007), Die Veddel (2008).

Freitag 14.03.08 17 Uhr

Heiko Möhle

Wandsbek postkolonial - Sklaven, Schnaps und Schokolade Stadtteilrundgang

Vor dem Bezirksrathaus Wandsbek erinnert eine Büste an Heinrich Carl Schimmelmann, der 1762 das Gut Wandsbek erworben hatte. Zweifelhafte Ehrung für einen Mann, der als Sklavenhändler immensen Reichtum erwarb. Wandsbeker Textilbetriebe produzierten 'Negertuch', das zum Kauf von Sklaven nach Westafrika exportiert wurde. Auf den dänischen Jungferninseln in der Karibik mussten diese Sklaven für Schimmelmann Zucker und Baumwolle anbauen.

Wir folgen den Spuren des 'Schimmelmannschen Wirtschaftskreislaufes', stoßen auf weitere Zeugnisse der kolonialen Vergangenheit und spüren der Frage nach, wie mit dem 'kolonialen Erbe' heute umgegangen wird.

Treff: Christuskirche, Wandsbek Markt

Dauer: ca. 2 Stunden

Veranstalter: Eine Welt Netzwerk Hamburg e.V.

Teilnahme: EUR 4,-- / erm. EUR 2,--

Info: www.ewnw.de/hh_postkolonial

Fon 040-3589386

Heiko Möhle, Historiker, Geograph. Forschung, Ausstellung und Publikation zur deutschen und Hamburger Kolonialgeschichte. Geschäftsführer des Eine Welt Netzwerks Hamburg. Veröffentlichungen u.a.: Branntwein, Bibeln und Bananen. Hamburg und der deutsche Kolonialismus in Afrika - eine Spurensuche (1999), (mit S. Lewerenz, S. Heyn): Zwischen Völkerschau und Kolonialinstitut. AfrikanerInnen im kolonialen Hamburg (2006).

Sonntag 16.03.08 15 Uhr

Wo be-finden wir uns?

Die KünstlerInnen führen durch die Ausstellung

Ort: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15

Mittwoch 19.03.08 19 Uhr

Das letzte Abendmahl (La ultima cena) Film

Cuba 1976, Regie: Tomás Gutiérrez Alea, 120 min., OmU

Ein Gutsbesitzer im 18. Jahrhundert versammelt jeweils in der Karwoche zwölf seiner Negersklaven zu einem symbolischen, dem Abendmahl nachempfundenen Essen. Die Harmonie des Augenblicks hält indes der Realität nicht stand: bei einer Auseinandersetzung der Sklaven mit dem Vorarbeiter befiehlt der Gutsbesitzer ohne Umschweife die Ermordung der Sklaven. 'La ultima cena' gehört in das für die kubanische Kinematographie typische und wichtige Genre der historischen Rekonstruktion. Auffällig dabei ist die Rückbesinnung auf die afrikanische Tradition.

Ort: Metropolis-Kino, Dammtorstr. 30a

Donnerstag 20.03.08 17 Uhr

Das letzte Abendmahl (La ultima cena) Film

Cuba 1976, Regie: Tomás Gutiérrez Alea, 120 min., OmU

Ein Gutsbesitzer im 18. Jahrhundert versammelt jeweils in der Karwoche zwölf seiner Negersklaven zu einem symbolischen, dem Abendmahl nachempfundenen Essen. Die Harmonie des Augenblicks hält indes der Realität nicht stand: bei einer Auseinandersetzung der Sklaven mit dem Vorarbeiter befiehlt der Gutsbesitzer ohne Umschweife die Ermordung der Sklaven. 'La ultima cena' gehört in das für die kubanische Kinematographie typische und wichtige Genre der historischen Rekonstruktion. Auffällig dabei ist die Rückbesinnung auf die afrikanische Tradition.

Ort: Metropolis-Kino, Dammtorstr. 30a

Mittwoch 26.03.08 18 Uhr

Stand und Fall. Zur Konflikgeschichte des Hamburger

Wissmann-Kolonialdenkmals ein Abend mit Lesung und Film

"Nochmals zogen alle an dem Seil und der lange Lister rief sehr laut: Hau ruck. Wissmann stand. Von der Straße pöbelte ein Taxifahrer aus seinem Auto herüber. Los, sagte Conny, der Klops muß runter. Alle packten an und zogen. Der wackelt nicht mal, sagte Erika. Alle sahen zu Wissmann hoch."

Der Schauspieler Peter Franke liest aus Uwe Timms Roman 'Heißer Sommer'

'Landfriedensbruch - das Protokoll einer Denkmalentweihung',

Film 1967/68, 45 Min. Regie: Theo Gallehr

Einführung: Jokinen

Der Schauspieler Peter Franke liest aus dem Roman 'Heißer Sommer' des Hamburger Autors Uwe Timm. Das Buch beschreibt die Erlebnisse des Studenten Ullrich in Hamburg des Jahres 1968. Die Romanfigur, ein etwas verunsicherter Neuling und Mitläufer in der Studentenbewegung, versucht sowohl in der Theoriebildung als auch politischen Aktionen mitzuhalten. Mit seinen Kommilitonen plant er ein durchgreifendes Ereignis: den Sturz der bronzenen Kolonialfigur für Hermann von Wissmann am Universitätshauptgebäude. "Wissmann, wir kommen" ist der Schlachtruf, der das 'antiimperialitische' Happening, wie es die revoltierenden Studenten nennen, einleitet.

Uwe Timm war 1968 beim Sturz der bronzenen Wissmann-Figur vor der Uni Hamburg hautnah dabei. Auf die ihm eigene, frisch-ironische Weise beschreibt er die Hamburger Ereignisse um das Denkmal herum.

Der Film des Hamburger Regisseurs Theo Gallehr 'Landfriedensbruch - das Protokoll einer Denkmalentweihung': Hamburg unterwegs ins Jahr 1968. Gerade ist Benno Ohnesorg in Berlin erschossen, und die Stimmung in der Republik ist aufgeheizt. Die Hamburger Studenten planen eine politische Aktion: Das Wissmann-Denkmal soll stürzen. Polizisten üben im Schießkino. Mit experimenteller Kamera zeigt Theo Gallehr lakonische Schwarzweißbilder über die Widersprüche eines besonderen Zeitalters.

Die bildende Künstlerin Jokinen führt in den Abend ein und beschreibt die skurrile und bewegte Geschichte des Wissmann-Denkmals bei seiner Zeitreise durch Epochen der Verehrung und Verachtung.

Ort: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15

Donnerstag 27.03.08 18 Uhr

Wissmannstraße, vorübergehend Diskussionsforum

Impulsgebende Debatte mit AktivistInnen und PolitikerInnen zur zeit-

kritischen Kontextualisierung von kolonialen Straßennamen in Hamburg

mit:

Marino Freistedt, Fachsprecher für Bildung und Schule, CDU Hamburg

Paul Räther, Fachreferent Werkstatt der Kulturen, Wissmannstraße 32, Berlin

Manuel Sarrazin, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Europa und Internationales der GAL-Hamburg

Prof. Dr. Louis Henri Seukwa, Erziehungswissenschaften, Fakultät für Wirtschaft und Soziales, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

Jörg Steinbach, ehemals Bochumer Initiative Südliches Afrika e. V., Bochum

Moderation: Anja Kuhr, CulturCooperation e.V.

Wie in den meisten deutschen Städten, ehren auch in ganz Hamburg Straßennamen koloniale Persönlichkeiten und erinnern an Kaufmänner und Sklavenhändler, Afrikareisende und 'Schutztruppen'kommandeure. Auch in Wandsbek-Marienthal befinden sich zahlreiche koloniale Straßennamen,.

Die beteiligungsorientierte Installation Wißmannstraße, vorübergehend von Jokinen im September 2007 in Wandsbek sowie in der wandsbektransformance-Ausstellung März/April 2008 stellt die Straße in Wandsbek-Marienthal, die 1950 nach dem 'Afrikaforscher' und Kolonialgouverneur im damaligen 'Deutsch-Ostafrika', Hermann von Wißmann (1853-1905), benannt wurde, zur Debatte. Anknüpfend daran diskutieren die zu einer offenen Stellungnahme eingeladenen TeilnehmerInnen des Diskussionsforums Möglichkeiten des gesellschaftlichen Umgangs mit kolonialen Straßennamen Hamburgs.

Neben der Wandsbeker Wißmannstraße gibt es in Deutschland weitere 19 Straßen, die nach ihm benannt wurden sowie eine Wißmannstraße in Zürich. In vier Städten wurden die Wissmannstrassen umbenannt. Die öffentliche Debatte in Bochum dauerte acht Jahre und führte 1998 zur Umbenennung. Die Berliner Werkstatt der Kulturen lädt aktuell ein, um die Umbenennung der Wissmannstraße in Neu-Kölln zu diskutieren.

Schon von seinen Zeitgenossen kritisiert, ist die Person Wissmann bis heute umstritten geblieben. (Mehr Informationen über Wißmann zum Leben, Wirken und Denkmälern: www.afrika-hamburg.de.)

Das Diskussionsforum will einen Impuls geben für eine öffentliche Debatte über die Wißmannstraße im besonderen und über koloniale Straßennamen in Hamburg im allgemeinen. Sollen umstrittene Straßen umbenannt werden? Sind solche Zeichen im Stadtbild nicht ein Affront gegen Menschen, die hier leben und die aus Ländern kommen, in denen die Kolonialzeit in schmerzhafter Erinnerung geblieben ist? Oder gehen mit Umbenennungen nicht auch Spuren eines Kapitels Hamburgischer Geschichte verloren, das ohnehin weitgehend verdrängt und vergessen ist? Sollen diese Straßen also kritisch kommentiert werden, um auch die Hintergründe sichtbar zu machen, die zu ihrer Benennung führten? Die Veranstaltung will auch konkrete Schritte und Trägerschaften zur Umbenennung oder Kommentierung der Wißmannstraße diskutieren.

Ort: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15, Eintritt frei

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Freitag 28.03.08 17 Uhr

The Middle Passage Film

Martinique/F 1999, Regie: Guy Deslauriers, 85 min, OF/Engl.UT

Westafrika im Jahre 1810. Ein Schiff verlässt Senegal, an Bord versklavte Menschen, in Richtung Amerika. Die achtzehnwöchige Seereise, die den Horror tausender Überfahrten schmerzhaft bebildert, wird aus der Sicht eines Toten kommentiert. Das Drehbuch von Patrick Chamoiseau (Martinique) vereint in diesem Monolog die Erinnerungen von Millionen verschleppter Afrikaner.

Ort: Metropolis-Kino, Dammtorstr. 30a

Samstag 29.03.08 15 Uhr

Gordon Uhlmann

Die Gegenwart des Kolonialen im Stadtraum.

Eine Spurenlese und Mythenbeschau in Wandsbek Vortrag mit anschließendem Gesprächssalon

Der Vortrag vermittelt mit Bilddokumenten Spuren des kolonialen Handel(n)s in Wandsbek. Ein besonderes Augenmerk gilt der Stadtbildlektüre und Ikonographie sowie performativen, symbolisch-rituellen und diskursiven Praxen des Kolonialen in Wandsbek.

Der Vortrag geht den Spuren des kolonialen Handel(n)s in Hamburgs größtem Bezirk nach, die mindestens bis ins 18. Jh. zurückreichen. Die Spurenbetrachtung geht aus vom bis heute folgenreichen Wirken Heinrich Carl Schimmelmanns. Von besonderem Interesse ist neben einer Stadtbildlektüre die Rolle der Mythen. Wie wurde aus einem der größten Sklavenhändler seiner Zeit eine Wandsbeker 'Heimatfigur' und Mythengestalt? Wie kam und kommt es zu Widmungen und Ehrungen im Stadtraum, im politischen Raum, in der kulturellen Sphäre?

Die Untersuchung dieser Mythen ist nicht zuletzt deshalb aktuell und aufschlussreich, weil H. C. Schimmelmann einen dynamischen Unternehmertypus der frühen Globalisierung verkörpert. Der barocke Global Player eignet sich daher exemplarisch für eine postkoloniale 'Heimatkunde' und Mythenbeschau, die erstaunliche Facetten der Gegenwart des Kolonialen zutage fördert.

Ort: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15

Gordon Uhlmann, Kultur- und Sozialhistoriker, Ausstellungsmacher. Aktuelle Schwerpunkte Hafen-, Handels- und Kolonialgeschichte. Projekte: Krankenhausalltag seit den Zeiten der Cholera, Suche Arbeit - Brauche Zukunft,Standortbelichtung; Veröffentlichungen u. a.: Getanzte Freiheit (2002), KunstMensch (2003 mit Jokinen), ...auf die Straße geworfen (2005), Koloniale Spuren im Stadtraum (2007), Die Veddel (2008).

Sonntag 30.03.08 15 Uhr

Doro Carl

Schimmelmanns Straßen dv-Film 11:30 Min.

Anhand der Kunstaktionen im Rahmen von wandsbektransformance beschreibt das Video Sphären und Topographien des Kolonialen vor Ort, eine filmische Spurensuche, die immer wieder auf die Auseinandersetzung mit Schimmelmanns transatlantischem Sklavenhandel trifft und dabei in Ton- und Bildspuren Gedächtnisräume im flüchtigen Alltag der Großstadt einfängt.

danach:

Wo be-finden wir uns?

Die KünstlerInnen führen durch die Ausstellung

Ort: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15

Doro Carl, Filmemacherin, Künstlerin. Gruppenausstellungen, Präsentationen in Deutschland und international. Videoinstallationen, Dokumentarfilme, Anleiterin in der KurzFilmSchule. Mitglied des "Abbildungszentrums" im Künstlerhaus Frise in Hamburg.

Dienstag 01.04.08 18 Uhr

Gordon Uhlmann und Dr. Angela Brüning

Menschenfracht auf der Mittelpassage

Lesung aus historischen Quellen und literarischen Texten

Nachrichten von Sklavenhandel und Shareholder Value, Kolonialraub und Kultur, barocken Grundspuren der Globalisierung, Warenwelten und Weltbildern - auf dem Weg zwischen Wandsbek, Westafrika, Westindien.

Ort: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15

Gordon Uhlmann, Kultur- und Sozialhistoriker, Ausstellungsmacher. Aktuelle Schwerpunkte Hafen-, Handels- und Kolonialgeschichte. Projekte: Krankenhausalltag seit den Zeiten der Cholera, Suche Arbeit - Brauche Zukunft,Standortbelichtung; Veröffentlichungen u. a.: Getanzte Freiheit (2002), KunstMensch (2003 mit Jokinen), ...auf die Straße geworfen (2005), Koloniale Spuren im Stadtraum (2007), Die Veddel (2008).

Dr. Angela Brüning, Literaturwissenschaftlerin im Bereich Vergleichende Anglophone und Francophone Karibische Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts; Schwerpunkte: Migrantenliteratur, Erinnerungskultur der Kolonialgeschichte, Creolisation. Publikationen: Trauma, History and Sexual Violence in Gisèle Pineau's "L'Espérance-macadam" and Shani Mootoo's "Cereus Blooms at Night""; Black Britain, Black France: Migration and Cultural Identity in Anglophone and Francophone Caribbean Writing from the 1950s u.a.

Donnerstag 03.04.08 18 Uhr

Jokinen

Kunst und koloniale Erfahrung Vortrag Diskussion

Wie bilden sich Begegnungen mit dem Fremden in der Kunst ab? Wo wird Differenz markiert, wo vermeintliche Überlegenheit konstruiert? Welche Imaginationen des Anderen finden sich in der Kunst der Kolonisierer, welche Ängste, Vorurteile, Klischees, Projektionen, Ambivalenzen und Machtphantasien? Welche Formen des Widerstands werden sichtbar? Wie repräsentiert sich (neo)koloniale Erfahrung in der zeitgenössischen Kunst? Der Vortrag geht den Kulturen entlang der transatlantischen Sklavenroute nach und zeigt, wie die alten Kolonialbilder von Künstlerinnen und Künstlern heute dekonstruiert werden.

Ort: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15

Jokinen, Künstlerin, geb. in Helsinki, Finnland. Projekte und Ausstellungen in Deutschland und international, darunter afrika-hamburg.de (www.afrika-hamburg.de), Sehnsuchtsformeln, Hybridenmuseum; Kunst im öffentlichen Raum, partizipative Projekte; Publikation, Kuratorium.

Sonntag 06.04.08 15 Uhr

Wo be-finden wir uns?

Die KünstlerInnen führen durch die Ausstellung

Ort: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15

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