Einladung | Beteiligung - in Wandsbek

 

mapping_wandsbek_postkolonial lud zu drei Stadtteilrundgängen und Kartenerstellung ein:

Freitag, 14.09.07 15.00 h | Freitag, 28.09.07 | Freitag, 12.10.07

Die Ergebnisse der Stadtteiltouren wurden in der wandsbektransformance-Ausstellung im Kunsthaus Hamburg 04.03. - 06.04.08 gezeigt und zur Diskussion gestellt. Die Karten und Dokumentation im Internet: www.offene-kartierung.de

 

mapping_wandsbek_postkolonial

Offene Kartierung

 

Erstellung individueller und gemeinsamer Karten auf den (post)kolonialen Spuren Wandsbeks und Jenfelds anhand ausgewählter Orte und mithilfe von GPS (Global Positioning System)-Geräten sowie Text und Bild, Notizen, Fotos, Tönen, Zeichnungen und Koordinaten.

 

 

Die eigene, alternative und kreative Kartenerstellung sehen wir als Mittel für Wahrnehmung, Nutzung und Veränderung, also auch für die Neu- bzw. Wiederaneignung des städtischen Raumes. Bei drei begleiteten Touren führen wir in die Hintergründe und die Handhabung der GPS-Technologie sowie in die DIY (Do It Yourself)-Kartenerstellung ein. Unser Interesse gilt einem historischen Rückblick und den postkolonialen Kontinuitäten. Wir gehen kartierend den kolonialen Spuren nach, die in den Kategorien 'Rasse'/Weißsein, Gender, Klasse und Arbeit bis in die Gegenwart hinein sichtbar und wirksam geblieben sind. Mit individuellen und gemeinsamen Kartierungen kann auch Unsichtbares aufgespürt werden.

 

 

Tour 1: 'Einkauf_Denkmal'

Freitag, 14. September 2007, 15.00 Uhr

Treffpunkt: Platz vor Conrad-Elektronik, Wandsbeker Zollstraße 67-69

ab U-Bahnhaltestelle Wandsbek-Markt Metrobus 262 oder Schnellbus 8 oder 9,

Haltestelle Wendemuthstraße oder zu Fuß vom Wandsbek Markt ca. 10 Minuten

Stadtplan Wandsbek

Dieser Rundgang befasste sich mit dem Alltagsdasein rund um Wandsbek-Markt. Wir starteten in der Nähe des Geländes der ehemaligen Schokoladenfabrik Reichardt-Werke und bewegten uns in Richtung Wandsbek-Markt. Die Tour endete bei der Schimmelmann-Büste. Kartiert wurden die unterschiedlichen gesellschaftlichen Sphären, die sich im Kontrast zwischen Denkmal und Kolonialwarenfabrik sowie alltäglichem Warenkonsum und selbstverständlich in Anspruch in genommener Dienstleistung in unmittelbarer nachbarlicher Umgebung sichtbar werden.

Wer kauft (wo)? Wer ist (wo) tätig? Welche Positionen erlangen Sichtbarkeit und damit Bedeutung und welche nicht?

 

EINKAUF_DENKMAL conrad start. hefefabrik. wandse kattunbleiche. geschichtslos (wegen krieg?). platanus aceroides. staatsarchiv. bürgerhaus (innen fehlt!). staatsarchiv 2 ü-kamera. freiheit. beschriftung staatsarchiv. chinarestaurant ming. rossmann in kraków. friseurkette. h+m. dschungel. koloniales geschenkpapier * Conrad-Elektronikgeschäft. Morewoodstrasse. Milch-Feinkostladen. TEXX. Morewood-Stift. Reichardt-Schokoladenwerke. Marienthaler Brauerei, heute Nestlé. Hamans Sockel * start. conrad parkplatz. Deutsche Hefewerke. boschdienst pinienmöbel. fernweh. erasure plakat. african collections. 50 cent t-shirt. schimmelmann mausoleum. alles leid wird enden * Conrad Elektronik. Warenannahme Conrad. Ewiger Hefegestank. Hochsicherheitsbillard. Kolonialherrenkarre. Privatclub im Tropenlook. Colonialwaren light. Max Bahr Absperrband. Glasvitrine. Deutschland fürn Hut. Litfasssäule. Festival der Kulturen. Bollywood. Telekom. Schwarzlosestraße. Werbeschemata. Black und White. Kogge. Balkon beflaggt. Tropenholz. Deutsche Bank. Ot(h)ello. Kattunbleiche. Nina Jumbo. Skinsurance Skinwhite. Konditorei Andersen. Charlotte Paulsen Gymnasium

 

Tour 2: 'Schießen_Wohnen'

Freitag, 28. September 2007, 15.00 Uhr

Treffpunkt: Eingang zu den Kasernen, Wilsonstr. 49,

Bus Linie 162 oder 262 ab Wandsbek Markt, Haltestelle Kühnstraße (Ost)

Stadtplan Wandsbek

Diese Tour begannen wir am Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne. Hier rückten wir nicht den sog. "Tansaniapark" und die Askari-Reliefs in den Mittelpunkt, sondern der Blick richtete sich zuerst auf die rund um das Gelände angesiedelten Häuser und Wohnstätten und dann erst zurück, von außen, über den Zaun, als Grenzlinie zwischen der "'Schießwelt' und der bürgerlichen Vorstadt.

Welche Wirkung kann das Zusammendenken dieser gänzlich unterschiedlich organisierten Umgebungen und gesellschaftlichen Realitäten haben? Bildet das eine Umfeld eine reine Ausnahmesituation, während das andere das sogenannte alltägliche Leben markiert?

 

SCHIESSEN_WOHNEN Kasernengelb. Kaserneneingang. Südstaatenvilla. Leere hinter Glas. In der Wildnis. berührende Trauerweide. Ehrenhain. Ochsengeschirr / Kogge / afrikanische Maske. Schusswaffengebrauch. Pionierpflanzen. Besucher. drin. Reithalle. Wohnhaus in Kaserne! Reichs(eck)sadler. Totenkopfsoldat. Trist. Askari. Lettow Vorbeck. Studentenwohnheim. Männer-Turnverein. Neubau * Start. Italiener. Hecke. Mülleimer. Mietskasernen. Kaserne von außen. Parkplatzschild. Quadriga gGMBH. FDP-Plakat. Warnschild. Plakat. Plakatwand. Sicherheitskorridor. Wohngebäude. Hauswand. Skulptur. Der weiße Sack. Straßensozialarbeit Jenfeld. Autoaufkleber. Grenzwertig. Ende * start. Hamburg ist braunweiß. Gardine Typ 1 Kolonialvorhang. Gardine Typ 2 Kolonialstil. Gardine Typ 3 Typologie Tempel Wandsbek. Gardine Typ 4 gegenüber Kasernen. Militär! Clubhaus für Jedermann. Vorbei an den Reithallen. Wilder Weg. Exerzierplatz * treffpunkt. hinter dem zaun im hinterhof. zum goldenen engel. herzlich willkommen. hier wache ich. einfahrt freihalten. mülltrennung, kein müll. Altschuhe für afrika. untergründige wege. zäune. otto döner - otto normalverbraucher. gefunden! afrikanische maske und nofretete. locker tabak. billiger telefonieren. mietskaserne. militärischer sicherheitsbereich. ästhetik-anmutung. vorsicht-schießen-schild. mietskaserne. internationale lebensmittel und piraten-bar. meldekopf. lothar von trotha. friedenstaube. coffee togo. wissmann-haus. stündliche auswertung der anemographen. ehemaliger standort der reliefs. jetziger standort reliefs. deutschland verrecke * hinterer Kaserneneingang. fieses Grundstück. Leerstehende Wohnung. Zwergenarrangement. Kreuzung mit Strommastenumzingelung. trostlose Turnhalle hinter Gittern. Männerturnverein. Brachfläche gegenüber der Mietskaserne. Mietskaserne. Wohnen am Strom. Cherry Spielothek. Kartentäuschung. Adler an der Ecke mit U-Boot-Rohr. Großer Exerzierplatz. Reliefs. Kranzabwurfstelle

Fundstücke von der Tour 2

 

Tour 3: 'Rückkehr_Reflexion'

Rundgang mit den bei Tour 1 und 2 erstellten Karten

Freitag, 12.Oktober 2007, 15 Uhr

Treffpunkt: U/S-Bahnhaltestelle Wandsbek-Markt, mit der Rolltreppe nach oben zum Busbahnhof Stadtplan Wandsbek

Mit dem hergestellten Kartenmaterial kehrten wir im Rahmen eines dritten geführten Rundganges an die kartierten Orte der ersten beiden Touren zurück. Dort erläuterten und diskutierten wir die Ergebnisse und machten diese mit Markierungen sichtbar. Die Karten wurden so auf den realen Raum zurück bezogen und der Stadtraum auf eine neue Art und Weise wieder angeeignet.

 

RÜCKKEHR_REFLEXION Startpunkt Schimmelmannbüste. Betriebsbahnhof Hochbahn AG. Kiefer, lasiert auf Beton. Neokoloniale Türsäulen. Weißer gehts nicht. Auch ganz schön weiß. Schwarzlose Straße Endpunkt * vor der Kaserne. Zur gemütlichen Kasernenecke. Reithalle links. Schornstein raucht. Ich bin für Verteidigung. Pioniere. São Paulo aus Kühlschränken. Zauberhafter Zimmerbrunnen. Stöckelschuhteich. Pflanzenklärkanal. Schießstand. Die Reithalle. Rampe. englisch-deutscher Kolonialrasen. ArchiCAD. Adler auf Gerüst. Zivile Umnutzung. Entkommen. Dralle Deutsche. Echte Männer? Panzersperre. HSV-Hausmeister. A&O-Markt. Fortschrittliche Vereinigung. Trabrennbahn * Start. Mausoleum. Matthias Claudius Gymnasium. Es war ungefähr hier. Happy Shop. Eis Café Jacobs. Schokoladenfabrik. Schimmelmannstrasse. Hier Kartentäuschung. Abgeknickte Lampe. Russische oder ukrainische Schriftzeichen. Benzin außer Betrieb. Einschussloch. Tiger. Asphaltpark. Askari. Gott uno. Zwei leere Denkmalsockel. Grassamen. Gasmaske in Terrakotta. Lettow-Vorbeck, Wissmann, Trotha, Schleinitz. Parkuhr

 

Ausstellung 4.3.-6.4.2008 im Kunsthaus Hamburg

Die Ergebnisse der drei Stadtteiltouren wurden in der wandsbektransformance-Ausstellung im Kunsthaus Hamburg gezeigt und erneut zur Diskussion gestellt sowie im Internet im Wiki von Offene Kartierung (www.offene-kartierung.de) dokumentiert. Das Material ist frei weiter verwendbar. Erstellte Karten (takeaway maps) lagen auch zur Mitnahme in der Ausstellung aus.

 

Tourenkonzept

Beim Offenen Kartieren handelt es sich um eine Technik des Umherschweifens, um ein Rundgehen, in dessen prozesshaftem Verlauf alle Teilnehmenden die Richtungen mitbestimmen und verändern können. So lassen sich die Zielorte nicht exakt vorhersagen und können daher nur als grobe Orientierungs- oder Treffpunkte dienen.

Die Ergebnisse in Form von Notizen, Fotos, Tönen, Zeichnungen und GPS-Koordinaten wie z.B. Wegmarken (waypoints) und Spurlinien (tracks) werden anschließend im Internet, im Wiki von Offene Kartierung (www.offene-kartierung.de), veröffentlicht. Das erstellte Kartenmaterial ist frei weiter verwendbar und bearbeitbar (Open Source*). Die gesammelten Wahrnehmungen der Teilnehmenden bei den Rundgängen können z.B. zu einer großen Karte zusammengestellt, aber auch einzeln dargestellt werden.

Die TeilnehmerInnen von mapping_wandsbek_postkolonial wurden eingeladen, die koloniale und postkoloniale Geschichte zur Gegenwart - den sichtbaren Alltag - ins Verhältnis zu setzen.

Wir starteten hierzu jeweils an einem der markanten Punkte (bei den Askari-Reliefs am Rande des sog. "Tansania-Park" oder der Reichardt-Schokoladenfabrik) und bewegten uns dann an den Grenzlinien zu den bekannten und häufiger besuchten (post)kolonialen Relikten. Wie lassen sich diese Orte der angenommenen Ausnahme und damit des Nichtalltages in einen Kartierungsrundgang integrieren, ohne dass sie zum alleinigen Fokus der Aufmerksamkeit und der Reflexion werden? Was geschieht in unmittelbarem Umfeld zu diesen Orten?

Vor den Touren 1 und 2 haben wir die Kategorien Klasse/Arbeit, 'Rasse'/Weißsein und Genderaspekte verdeutlicht und hinterfragt. Indem wir das Umfeld im Stadtteil befragten, wurden diese Aspekte Gegenstand der Kartierung. So konnten auch Positionen und Muster deutlich werden, die vermeintlich kritisch, distanziert und aufgeklärt Stereotype ungebrochen weiter transportieren. Mit Hilfe der Technik des scheinbaren Umherschweifens, welches die Beobachtungspositionen zwischen 'innen' und 'außen' zu wechseln ermöglicht, wurde der Versuch unternommen, aus der Selbstverständlichkeit des kolonialen, kartierenden, üblicherweise weißen und männlichen Forschers herauszutreten.

 

Offene Kartierung sind:

Joachim Häfele

Judith Mauch

Sarah Schreiner

Per Schumann

Anke Schwarz

Ulf Treger

Christiane Wehr

Malte Willms

 

Offene Kartierung hat sich im Februar 2005 für gemeinsame, alternative Kartierungen zusammengetan. Die Mitglieder sind oder waren beteiligt an folgenden Projekten: 'Die Mission (Künstlerische Maßnahmen gegen die Kälte e.V.)', tetrapak, CKKG (CityKonsumKontrollGesellschaft), Urbane Panik, city.crime.control, Hamburg Kartierung, 88-der Verein für Kunst und Kultur, Learning from your Stadtraum/Invasionen in den Körper, Entwurf-Direkt u.a.

Offene Kartierung veranstaltet einmal im Monat ein öffentliches Treffen in Hamburg-Altona, an dem sich jede_r beteiligen und GPS-Geräte ausleihen kann.

www.offene-kartierung.de

 

Die Dokumentation einer früheren Tour von Offene Kartierung ist zu sehen in

osm.dekoder.de/cgi-bin/wiki-osm.pl?LearningStadtraum/AufsDachsteigen

 

 

* "Der ... Ausdruck Open Source ... bzw. Quelloffenheit wird meist auf Computer-Software angewandt und meint im Sinne der Open Source Definition, dass es jedem ermöglicht wird, Einblick in den Quelltext eines Programms zu haben, sowie die Erlaubnis zu haben, diesen Quellcode auch beliebig weiterzugeben oder zu verändern. ... Der Begriff Open Source beschränkt sich nicht ausschließlich auf Software, sondern wird auch auf Wissen und Information allgemein ausgedehnt werden. ... Übertragen wurde die Idee des öffentlichen und freien Zugangs zu Information auch auf Entwicklungsprojekte."

(Zitat: de.wikipedia.org/wiki/Open_Source)

Links:

 

Projekt afrika-hamburg.de

www.afrika-hamburg.de/willkommen.html

Umdeutungen des kolonialen Wißmann-Denkmals

Hamburg postkolonial

www.ewnw-hamburg.de/hh_postkolonial

Das Programm des Eine Welt Netzwerks zu Hamburg postkolonial

Der Braune Mob

www.derbraunemob.de/deutsch/index.htm

Schwarze Menschen in Medien und Öffentlichkeit

Eske Wollrad: Der Weißheit letzter Schluss

them.polylog.org/4/cwe-de.htm

Zur Dekonstruktion von 'Weißsein'

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