in Wandsbek

 

Schnaps, Tuch und Waffen

 

Bildquelle: Bibliographisches Institut und F.A. Brockhaus, Mannheim

 

Der Wandsbeker Sklaven- und Waffenhändler Heinrich Carl Schimmelmann exportierte sogenanntes 'Negertuch' und Flinten nach Afrika. Die Koloniakaufmänner Heinrich Helbing aus Wandsbek und Adolph Woermann aus Hamburg fuhren Spirituosen und Destillen im großen Stil aus, was die massenhaften Ausbreitung von Alkoholkrankheit in der afrikanischen Bevölkerung zur Folge hatte. Der Schnaps sollte Einnahmen einbringen und die Kolonisierten gefügig machen.

 

Das Grab des Spirituosenfabrikantenfamilie Helbing auf dem historischen Friedhof in Wandsbek. Oben auf dem Grabstein symbolisiert die Biene den Kaufmannsfleiß, unten die Palme das Kolonialgeschäft in Afrika.

 

Der Hamburger Kaufmann Adolph Woermann in einer Rede im Berliner Reichstag am 4.2.1885: "Ich bin an sich der Meinung, dass der Verkauf von Spirituosen nicht günstig auf die Neger wirkt... Wollen wir aber heute aus Philanthropie für die Neger, aus reiner Liebe zu den Negern den Schnapshandel nach Afrika verbieten, so würden wir einen wichtigen Zweig des deutschen Exporthandels bedeutend schädigen.. Das würde ich für sehr verkehrt halten... Im übrigen glaube ich nicht, daß den Negern durch den Schnaps ein sehr großer Schaden zugefügt wird. Ich meine, dass es da, wo man Zivilisation schaffen will, hier und da eines scharfen Reizmittels bedarf, und dass scharfe Reizmittel der Zivilisation wenig schaden."

aus: Heiko Möhle: Branntwein, Bibeln und Bananen. Der deutsche Kolonialismus in Afrika - eine Spurensuche in Hamburg, Hamburg 1999, S. 44-45

 

Die Familie Woermann war das größte Kolonialkaufmannskonsortium in Hamburg

Einer, der am 17.02.1894 im Berliner Reichstag klare Worte fand, war der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete August Bebel, ein entschiedener Gegner des Kolonialismus:

"Meine Herren, was bedeutet denn aber in Wahrheit Ihre christliche Zivilisation in Afrika? Täuschen Sie sich doch nicht darüber, oder versuchen Sie nicht, Andere zu täuschen - denn ich kann unmöglich glauben, daß Sie sich darüber täuschen - also: was bedeutet in Wahrheit diese ganze sogenannte christliche Zivilisation in Afrika? Äußerlich Christenthum, innerlich und in Wahrheit Prügelstrafe, Weibermißhandlung, Schnapspest, Niedermetzelung mit Feuer und Schwert, mit Säbel und Flinte. Das ist Ihre Kultur. Es handelt sich um ganz gemeine materielle Interessen, ums Geschäftemachen und um nichts weiter!"

(Große Unruhe rechts und in der Mitte. Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

 

August Bebel

 

"Das ist mit einem Worte gesagt, um was es sich handelt. Millionäre will man züchten - das hat Fürst Bismarck seinerzeit selbst geäußert - das ist das eigentliche Ziel. Wenn man bisher in Ostafrika keine Millionäre züchten konnte, dann war nicht der Wille daran schuld, sondern die Verhältnisse, die es dazu nicht kommen ließen. Gegen diese Art von Zivilisation wenden wir uns. In Rücksicht auf diesen brutalen Egoismus, in Rücksicht auf die rein materiellen und geschäftlichen Ziele, für die die Herren von der nationalliberalen Partei die Missionen als Deckmantel und Förderungsmittel gebrauchen, und für die umgekehrt die Herren vom Zentrum die Förderung der 'nationalen Interessen' im Sinne der nationalliberalen Partei sich angelegen sein lassen, erklären wir uns gegen die ganze Politik. Hoffnung auf große materielle Vortheile, das ist der wahre Grund dieser Kolonialpolitik. Es handelt sich einfach um Ausbeutung und Ausraubung der Negerbevölkerung zu Gunsten christlicher Kapitalisten."

(Große Unruhe rechts und in der Mitte. Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

 

Bebel hält im Reichstag eine Rede gegen die konservative Mehrheit der Kolonalbefürworter

 

"Was es bedeutet, wenn Sie davon sprechen, Sie wollen die scheußlichen Sklavenzustände beseitigen, das beweist am besten der Umstand, daß Sie dafür eintreten, daß die Haussklaverei bestehen bleibt. Und was diese bedeutet, haben wir aus den Worten eines sachkundigen Mannes wie des Herrn Kollegen Ehni vorhin gehört. Dort drüben Haussklaverei und hier Lohnsklaverei - das ist Ihre ganze Mission!"

(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten. Unruhe.)

aus: M.O. Hinz, H. Patemann, A. Meier (Hg.): Weiß auf Schwarz. Kolonialismus, Apartheid und afrikanischer Widerstand, Berlin 1986, S. 116

 

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